Individueller Anspruch und Kundenzentriertheit in den Mittelpunkt gerückt: Ist das ein Weg raus aus dem Owners’ Business Dilemma? Und wo liegt der Mehrwert für Kunden?

 

Teil 3 des Power MBA-Selbstexperiments

Kann man den MBA in täglich 15-minütigen Powersessions schaffen? Eine so hochkarätige Ausbildung – demokratisiert und für jeden zugänglich? Geht das? Bringt das was? Ich mache ein Selbstexperiment mit einer online MBA-Alternative, ThePowerMBA, und berichte euch monatlich von Erfolgen, Rückschlägen und Erkenntnissen. Meine Erwartungen und Hoffnungen habe ich in Folge 1 ja schon mal festgehalten. Und ich teile auch die für mich erwähnenswerten Inhalte mit Euch. Folge 3

Im letzten Teil habe ich mit euch geteilt, was das Owners’ Business Dilemma für mich darstellt.

Ich möchte gerne schauen, ob ein skalierbares Plattformmodell für eine passionierte und ehrliche Netzwerkerin wie mich, die stolz auf ihre persönlichen Kundenkontakte ist, eine vernünftige Möglichkeit bietet, aus dem Dilemma heraus zu kommen. Aber dazu wollen wir uns erstmal anschauen, was genau denn Plattform Modelle ausmacht. Da sie auch zum Programm gehören, kann ja nichts mehr schief gehen: Also, let´s Plattform.

Know how – know why:
Wenn du Business verstehen willst, dann musst du Plattformen verstehen. Um Plattformen zu verstehen, musst du Netzwerkeffekte verstehen.

Was charakterisiert denn überhaupt eine Plattform? Immer wieder erlebe ich, wie das Wort in den falschen Kontext gesetzt wird. Hier sind die Grundlagen der verschiedenen Plattform Modelle sehr verständlich beschrieben.

Ein wesentliches Kriterium, das Plattform-Unternehmen ausmacht ist, dass die Besitzer von Plattformen weder die Inhalte bzw. Werte generieren, noch, dass der Plattform selbst der generierte Inhalt und damit Wert gehört. Kleiner Exkurs: Zweifelhaft erscheint mir diesbezüglich allerdings der Facebook Konzern, der rechtlich betrachtet sehr wohl Inhalte “besitzt” im Rahmen von extrem weiten Nutzungsrechten – man ist also bei einer Ausschließlichkeitsdiskussion…

Das zugrundeliegende Prinzip von Plattform Modellen ist der Netzwerkeffekt. Je mehr Nutzer ich habe, umso stärker steigt wiederum der Nutzen für die Nutzer – egal ob auf einem Marktplatz oder einem sozialen Netzwerk. Aber je mehr Nutzer, umso unpersönlicher ist alles doch oder? Trotzdem treibt mich weiterhin die Frage um, ob es tatsächlich ein Entweder-Oder sein muss. Ein Business, das persönlich und nicht skalierbar ist? Oder ein unpersönlich und dafür Skalierbares? Ob in der persönlichen Kundenberatung oder durch Plattform Modelle: es geht um Nutzerzentriertheit. Also genaugenommen immer da zu sein, wo der Kunde ist. Hierzu müssen wir uns also anschauen, wo die Kundenbedürfnisse liegen. Wo macht es denn für einen Kunden mehr Sinn, “automatisiert” und “skaliert” beraten zu werden und schafft vielleicht sogar einen deutlichen Mehrwert?

Die Frage soll offen bleiben und zu weiteren Ansätzen anregen, ob (i) die Plattform = Kundenkontakt sein soll, es (ii) um eine Kunden-/Nutzerzentrierung derselben geht (Amazon macht das super!) oder man selbst in persona (iii) Kundenkontakt haben möchte und eine Position in einer Plattformwelt sucht.

Ein gelungenes Beispiel

Ich schaue mir vielleicht erstmal ein Beispiel an, bei dem es super klappt: Simon Dückert ist es mit seiner Cogneon Akademie gelungen, seine Beratungsleistung auf eine besondere Weise zu skalieren. Er hat noch dazu eine Community geschaffen, die selbst den Content erstellt, der wiederum all seinen Kunden und auch der weiteren Community zugute kommt. Wie funktioniert das? Er folgt mit seiner Idee der Platonischen Akademie: In ihrem Fachgebiet (nicht in der Hierarchie!) fortgeschrittene “Schüler” übernehmen Lehraufgaben und geben das, was sie gelernt haben an Neue weiter. Die Wissensvermittlung ist nicht formell organisiert und beruht oft auf Formaten einer offenen Denkhaltung. Der “Unterricht” ist normalerweise kostenlos und es gilt – wie auch zu Platons Zeiten – das Prinzip der Gleichberechtigung der Lernenden auf Augenhöhe.

Herausforderungen von Plattform Modellen

Uns ist klar: Netzwerkeffekte steigern den Unternehmenswert beachtlich. Denn es werden Vorsprünge an Inhalten und Wissen generiert, die mehr als schwer aufzuholen sind.

Aber so ganz ohne Hindernisse ist es nicht, eine Plattform zu gründen. Die Lern-Inhalte des Business Programms weisen auf einige typische Herausforderungen hin:

  1. Plattformen funktionieren nur mit einer kritischen Masse an Nutzern – und wo kommen die her?
  2. Wie soll man anfangen? Ohne Nutzer ist nämlich eine Plattform nicht attraktiv für neue Nutzer. Und am Anfang hat man ja noch keine Nutzer. Wir stehen vor dem “Henne-Ei-Problem
  3. Die Monetarisierung muss gut überlegt sein: Wer soll zahlen? Der “Verkäufer” oder der “Käufer”? Wieviel soll er zahlen? Wann soll er zahlen?
  4. Das Geldverdienen setzt in der Regel erst ein, wenn Punkt 1 und 2 überwunden sind. Dazu kommt, dass es manchmal noch nicht mal hilft, Geld zu verlangen, denn erstes Ziel sollte es sein, möglichst viele Nutzer zu aktivieren. Das vorzufinanzieren ist nicht ohne und man braucht einen langen Atem und nicht unwesentlich viel Geld. Und Unternehmer wissen: mehr Geld, mehr Zeit, mehr Risiko!

Ist man jedoch erfolgreich mit einer Plattform, dann richtig, habe ich gelernt:

The Winner takes it all! Wenige “Große” kontrollieren den Markt und ganze Branchen und Sparten. Das widerspricht mal ganz gewaltig meinen Werten. Meine Vision ist es, dass alle am Ende des Tages Gewinner sind, wenn sie zusammenarbeiten. Wie komme ich hier mit allem auf einen Nenner?

  1. Es entsteht ein großer wirtschaftlicher Vorteil, denn man schafft hohe Eintrittsbarrieren
  2. Der Unternehmenswert steigt deutlich
  3. Du wirst attraktiv für Übernahmen

Soweit zur Theorie. Aber was heißt das nun praktisch und wie wende ich dieses theoretische Wissen aus ThePowerMBA an? Und ist es schwer oder leicht, eine Plattform zu erschaffen? Diesen Fragen werde ich in meiner nächsten Folge anhand einer konkreten Idee für die Berater-Branche auf den Grund gehen. Ihr dürft also gespannt sein!